Das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBw)

 

 

 

Vertrauen ist gut - Kontrolle muss sein

 

 

Dass Rüstungskontrolle kein trockenes Thema ist und sogar aktuelle Bezüge zum Weltgeschehen hat, bewies Oberstleutnant Emil Josef Schreiber vom Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr aus Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen in seinem Vortrag beim  Kameradschaftsabend der Reservistenkameradschaft Immendingen.

Kurz nach den Feierlichkeiten zum 50 jährigen Bestehen der RK Immendingen konnte deren Vorsitzender, Oberfeldwebel der Reserve Udo Tietz zu einem interessanten Vortrag in den Landgasthof „ Kreuz „ einladen.

Das Ende des Kalten Krieges und die Integration der ehemaligen Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr, sowie die räumliche Nähe zur damaligen Bundeshauptstadt Bonn, waren die Ursachen für die Aufstellung des Zentrums für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBw) in Geilenkirchen im April 1991, deren Hauptauftrag die Rüstungskontrolle ist und die mit vielen Organisationen im In- und Ausland kooperiert um letztlich das Ziel, nämlich gegenseitiges Vertrauen zu schaffen, zu erreichen. Diese in der Bundeswehr einmalige Dienststelle führte deren Inspektorenteams im Auftrag der Westeuropäischen Union , der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, wie auch der Vereinten Nationen auf 4 Kontinente um die vielen zwischenstaatlichen und internationalen Verträge und Abkommen zu überprüfen, aber auch weiterzuentwickeln. Das Aufgabenspektrum reicht dabei von der Umsetzung von Rüstungskontrollverträgen mittels Vor-Ort-Inspektionen, in Deutschland selbst stellt das ZVBw Begleitpersonal für ausländische Kontrollteams, über Kooperationen mit anderen Vertragspartnern, aber auch die sicherheitspolitische Lagebeurteilung durch die Auswertung von frei zugänglichen Informationssystemen und eigenen oder   fremden Inspektionen.

 

Ferner findet die Ausbildung der eigenen Inspektorenteams und Teilnehmern aus anderen Ländern statt, hier vor allem als vertrauensbildende Maßnahme und als Unterstützung des Prozesses der gegenseitigen Transparenz. In der Öffentlichkeit noch am bekanntesten ist die Open Skies (Offener Himmel) Initiative, die es den Vertragspartnern gestattet, den Luftraum von Vancouver bis Wladiwostok zu überfliegen und dabei auch Aufnahmen von militärischen Einrichtungen zu machen um die Angaben überprüfen zu können. Ging es in der Nachwendezeit hauptsächlich darum, den Abrüstungsprozess zu begleiten, geht es heute darum, die Vertragsinhalte ständig den politischen Vorgaben anzupassen und auch als sicherheitspolitische Berater zu fungieren und die Empfehlungen an die jeweiligen Regierungen auszusprechen, die leider nicht immer beherzigt würden.

Oberstleutnant Schreiber berichtete von der praktischen Tätigkeiten der Inspektoren vor Ort welche, keine Spione seien, sondern Diplomaten in Uniform, die zwar manchmal überraschend auftreten, aber nach einem genau vereinbarten Regelwerk vorgehen. Wichtig ist dabei immer das gegenseitige Vertrauen, welches nur in einer offenen Atmosphäre und in Gesprächen stattfinden kann. Erstaunlich ist auch dass diese Aufgabe mit lediglich 171 Soldaten und Mitarbeitern bewältigt wird, deren Einsatzbelastung durchaus mit derjenigen in Auslandseinsätzen verglichen werden kann. Dabei finden solche Überprüfungen immer unbewaffnet, aber häufig in gefährlichen Regionen der Erde statt. So sind beispielsweise die Sicherheitsmaßnahmen in Afrika bei der Lagerung von Waffen und Munition recht fahrlässig und führen häufig zu Explosionen. Hier unterstützt das ZVBw afrikanische Ausbildungseinrichtungen sowohl in Ghana als auch in Kenia. Erst jüngst waren deutsche Inspektoren bzw. das ZVBw auch bei der Überprüfung von Chemiewaffeneinsätzen in Libyen und Syrien beteiligt. Eindrucksvoll waren auch die Zahlen, die Oberstleutnant Schreiber zu den Kleinwaffen auf der Welt präsentierte: jährlich werden 8 Millionen Waffen produziert, davon werden ganze 800.000 wieder vernichtet.

Eine nicht ganz leichte Aufgabe für diese hochmotivierten Spezialisten, wie sowohl der Referent, aber auch die Zuhörer am Ende des Vortrags resümierten.

 

 

 

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