Sicherheitspolitischer Vortrag

am 19.05.2016

Maritime Abhängigkeit und Piraterie

 

Jugendoffizier aus Freiburg als Referent für Sicherheitspolitik

 

Gleich zu Beginn seines Referates bei der halbjährlichen sicherheitspolitischen Veranstaltung der Reservistenkameradschaft Immendingen 1963 e.V ging Hauptmann Jan Helmchen aus Freiburg auf die Rolle des Jugendoffiziers der Bundeswehr ein.

Der studierte Politologe, der über eine Verwendung in der Luftwaffensicherungstruppe, seit 2012 einer von bundesweit 94 Jugendoffizieren der Bundeswehr ist, betonte dass der Kernauftrag dieser Offiziere die Vermittlung von sicherheitspolitischen Themen ist, Jugendliche und Bildungsträger sind dabei nur eine von vielen Zielgruppen. Keinesfalls geht es dabei um Anwerbung von Personal oder um reine Öffentlichkeitsarbeit für die Truppe. Vielmehr fungieren die Jugend-ffiziere als Ansprechpartner und Mittler für die Gesellschaft und die Angebote reichen von der Darstellung der Sicherheitspolitik in Schulklassen, über Vorträge und Diskussionen und Seminarfahrten für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen bis zu der mehrtägigen Simulation von Politik und Internationaler Sicherheit, aber auch die Begleitung bei dem      „Blick hinter den Kasernenzaun".

Das Thema des Vortrages befasste sich mit der Maritimen Abhängigkeit der Welt und deren Bedrohung durch Piraterie. Ein überaus bedeutsames wie aktuelles Problem, da 70 % des Warenstroms auf der Welt auf dem Seeweg transportiert werden. Ein Großteil aller Produkte stammt aus China, was alternative Transportwege angesichts der damit verbundenen Kosten fast ausschließt. Interessant bei der Vorstellung der Daten aus dem Jahresbericht des Marinekommandos war auch, dass die Bundesrepublik Deutschland, entgegen der landläufigen Annahme, den vierten Platz weltweit mit seiner Handelsflotte einnimmt und den ersten Platz bei den Containerschiffen belegt.

Piraterie war in der Vergangenheit immer weitverbreitet und nicht nur Klaus Störtebeker ist vielen Menschen bekannt. Mit Seefahrerromantik hat die aktuelle Situation jedoch nichts zu tun. Durch den technischen Fortschritt gab es bis Ende des 20. Jahrhunderts kaum Piraterie in nennenswertem Umfang, aber seit Beginn der siebziger Jahre sind insbesondere die Gewässer in Südamerika, Westafrika und vor allem Südostasien und das Nadelöhr am Horn von Afrika betroffen. Seltener steht die organisierte Kriminalität als Drahtzieher im Hintergrund, vielmehr sind es kleinere Gruppen, denen es weniger um die Fracht der Schiffe geht, sondern um die Erpressung von Lösegeld.

Für das Jahr 2015 wurden weltweit 245 Fälle gemeldet, alleine 100 davon in der Strasse von Malakka.

Am Beispiel Somalia, am Horn von Afrika gelegen, wurde deutlich, um welche Dimensionen es sich handelt, wenn man bedenkt, dass Lösegeld in Höhe von 240 Millionen $ erpresst wurde, die Devisenerlöse durch Exporte aus Somalia sich dagegen nur auf 320 Millionen $ beliefen.

Das militärische Eingreifen mit Kräften der Marine sowohl im Mittelmeer bei der Bekämpfung von Menschenschleusung, als auch am Horn von Afrika, als Piraten Schiffe des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen überfielen, war somit geboten. Auf Grundlage von Mandaten des UN-Sicherheitsrats und dem politischen Willen der Europäischen Union entsandte der Deutsche Bundestag ebenfalls Schiffe und Flugzeuge der Bundeswehr in die Regionen. Auch wenn das zu überwachende Seegebiet riesige Dimensionen aufweist, ist es gelungen Überfälle drastisch zu reduzieren.

In der sich anschließenden regen Diskussion wurden die rechtlichen Aspekte vertieft und ganz allgemein auf die Situation verwiesen, dass Streitkräfte lediglich Symptome bekämpfen können und nur Teil einer ganzheitlichen Lösung sein können, die sich mit den Ursachen der Probleme in den betreffenden Gebieten auseinandersetzt.

Hauptmann Helmchen ist es nicht nur gelungen die Zuhörer in die Arbeit des Jugendoffiziers mitzunehmen, sondern auch den Blick für sicherheitspolitische Fragen und Zusammenhänge zu schärfen.

Nach weiteren ausgiebigen Gesprächen zu anderen Themen die die Bundeswehr aktuell beschäftigen verabschiedete ihn der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Hauptfeldwebel der Reserve Udo Tietz stilecht noch mit einem Piratentrunk in den Schwarzwald.

 

Der 1. Vorsitzende Hauptfeldwebel der Reserve Udo Tietz überreicht dem Referenten zur Erinnerung ein RK-Wappen ........

 

und passend zum Thema des Vortrages ein "Piraat"- Bier

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© Udo Tietz
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